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Was hatte der „Alte Fritz“ mit Mittenwalde zu tun?

Friedrich II. (1712-1786) und seine Begegnung mit Mittenwalde

 

Das Jahr 2012 steht ganz im Zeichen des 300.Geburtstags von Friedrich dem II., der als König von Preußen die Geschichte Europas im 18.Jahrhundert prägte. Friedrich II., der den Beinamen "der Große" erhielt, war ein widersprüchlicher Herrscher, ein philosophischer Fürst und ein kriegführender Feldherr. Seine Kindheit war geprägt von dem spannungsreichen Verhältnis zwischen ihm und seinen Vater, Friedrich Wilhelm I. (1688-1740). Der junge Friedrich teilte die soldatische Neigung seines Vaters nicht, er war musisch begabt und las gern und die Gegensätze spitzten sich zu, je älter der Kronprinz wurde.


Im Sommer 1730 unternahm Friedrich Wilhelm I. eine Reise mit seinem Sohn zu einigen europäischen Fürstenhöfen in Süddeutschland. Der junge Friedrich fasste den Plan, bei dieser Reise ins englische Hannover in die Obhut seines Onkels Georg II. zu fliehen. Als es am 05.August über Heilbronn in Richtung Mannheim-Frankfurt ging, wollte sich Friedrich am frühen Morgen davonstehlen. Er wurde aber sogleich entdeckt und festgehalten, sein Vater ließ ihn verhaften und in die Feste Wesel am Niederrhein bringen. Der König erließ genaueste Instruktionen an den Generalmajor von Buddenbrock zur einzunehmenden Route, wer in der Kutsche des Kronprinzen zu sitzen hatte, dass man sich nicht in einer Stadt oder einem Dorf wegen Essen aufhalten dürfe und dass der "Arrestant lebendig oder tot nach gedachtem Cüstrin zu liefern"1 sei.


"Den 31.August 1730 traf Kronprinz Friedrich unter starker Bedeckung, von Wesel aus, über Treuenbrietzen (wo er die Nacht vorher gewesen war) in Mittenwalde ein, um daselbst vor seiner Abführung nach Küstrin, ein erstes Verhör zu bestehen. Das Truppenkommando, das ihn bis Mittenwalde geführt hatte, stand unter Befehl des Generalmajors von Buddenbrock, desselben tapferen Offiziers, der zwei Monate später dem mit der Todesstrafe drohenden König entgegentrat: »Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines; jenes bekommen Sie nicht, solange ich noch sprechen darf.«


Kronprinz Friedrich blieb zwei Tage in Mittenwalde, vom 31.August bis 2.September. Das Verhör fand mutmaßlich am 1.September statt. Er bestand es vor Generallieutenant von Grumbkow, Generalmajor von Glasenapp, Oberst von Sydow und den Geheimen Räten Mylius und Gerbett und behauptete während desselben eine »kecke und beleidigende Zurückhaltung«. Als Grumkow ihm seine Verwunderung darüber bezeugte, antwortete er: »Ich bin auf alles gefasst, was kommen kann, und hoffe, mein Mut wird größer sein als mein Unglück«.²

Von Mittenwalde ging es weiter zur Festung Küstrin, in der der Kronprinz festgehalten wurde. Den Freund Hans Hermann von Katte, den Friedrich in seine Fluchtpläne eingeweiht hatte, ließ der König Friedrich Wilhelm I. am 06.November 1730 in Küstrin durch das Schwert hinrichten. Wenige Tage nach der Hinrichtung Kattes wurde der scharfe Arrest für den Kronprinzen aufgehoben. Eineinhalb Jahre musste Friedrich in Küstrin verbringen, es waren für ihn "Lehrjahre", die ihn formten. Von nun an beugte er sich dem Willen des Vaters.


"Friedrich entwickelte in seiner Küstriner Zeit Züge, die für den späteren König kennzeichnend blieben: die durchaus nicht bei allen absoluten Herrschern dieser Zeit vorhandene Bereitschaft und Lust zur Arbeit, den Hang zur "Projektmacherei" und Adelstolz. …Auch auf dem Gebiet der Außenpolitik entwickelte Friedrich in seiner Küstriner Zeit Ideen und Pläne, die er bis an sein Lebensende weiterverfolgte."³


Weder in seiner Kronprinzenzeit noch als König ist Friedrich noch einmal nach Mittenwalde gekommen, zu tief schlummerte wohl die Erinnerungen an den Ort seines Verhörs vom September 1730 in Mittenwalde.

nach einer Lithografie. von L.L. Müller,1829 Thor zu Mittenwalde

© Vera Schmidt, 2012, Ortschronistin Heimatverein Mittenwalde e.V., Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Verfasserin


1. Der Kronprinzenprozeß Friedrich und Katte von Carl Hinrichs, Hausarchiv Rep. 47a 143 B ad. vol IV

2. Theodor Fontane „Wanderungen durch die Mark Brandenburg" Band 2, Aufbau-Verlag 1987, S. 237

3. Ingrid Mittenzwei“ Friedrich II. von Preußen“, S. 27